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Gefäss-Skulptur, Gelber Vogel, 1948
Margrit Linck-Daepp
Gefäss-Skulptur, Gelber Vogel,
Margrit Linck-Daepp,
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Die surrealen Vasenobjekte der Schweizer Keramikerin Margrit Linck-Daepp (1897–1983) sträuben sich formal gegen jeglichen Nutzen zum Gebrauch und behaupten sich als eigenwillige Artefakte.

Margrit Linck-Daepp hat einen suchenden, jedoch immer konsequenten gestalterischen Weg beschritten. Der Gelbe Vogel steht für die Schaffensphase der 1940er-Jahre, in der die Schweizer Keramikerin sich freien zoo- und anthropomorphen Formen zuwandte. Nach eigenen Zeichnungen leitete sie eine Töpferin beim Drehen an der Scheibe an. Die entstandene Vasenform mutierte unter den Händen von Linck-Daepp zu einem klagenden, wenn nicht tyrannischen Jungvogel, dessen Flugunfähigkeit durch den tiefliegenden Schwerpunkt untermalt ist. Der verlängerte Hals endet in einem Köpfchen mit aufgesperrtem Schnabel, während grob aufgesetzte Flügel den Körper im Gleichgewicht halten. Linck-Daepp legte auch bei diesem Objekt eine bewundernswerte Lust am Stören der glatten Form an den Tag, die sie in weiteren Gefässen durch Verdrehen, Quetschen oder Stauchen gekonnt in ein unerwartetes neues Ganzes überführte. Margrit Daepp studierte Anfang der 1920er-Jahre an der Keramischen Fachschule in Bern und einer privaten Kunstgewerbeschule in München. Aufenthalte in Berlin und Paris, wo sie nach der Heirat mit dem Bildhauer Walter Linck drei Jahre lebte, brachten das Paar in engen Kontakt zur Surrealistenszene. Linck-Daepp befasste sich damals ausschliesslich mit figurativen Zeichnungen. Ab 1930 knüpfte sie mit eigenwillig bemalter Gebrauchskeramik an die Formen der Heimberger Volkskeramik an, entwickelte aber schnell ihre eigene künstlerische Sprache mit den bestimmenden Elementen der Mutation und der Reduktion. (Sabine Flaschberger)

Gefäss-Skulptur, Gelber Vogel, 1948
Entwurf/Ausführung: Margrit Linck-Daepp
Material/Technik: Irdenware, gedreht, modelliert, engobiert, bemalt
44.7 × 15.7 × 14.7 cm
Eigentum: Museum für Gestaltung Zürich / ZHdK
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Literatur

Max Altorfer (Hg.), Margrit Linck-Daepp: Keramische Skulpturen – Weisse Vasen, Bern 1981.

Museu Nacional do Azulejo, Cerâmica da Suíça do Renascimento aos nossos dias, Lissabon 1998.

Biografie
Margrit Linck-Daepp
Margrit Linck-Daepp
*1897 in Oppligen
†1983 in Bern

Margrit Linck gilt als eine der bedeutendsten Keramikkünstlerinnen der Schweiz. Sie erlernte den Töpferberuf in Heimberg und besuchte in Bern die Gewerbeschule, wo sie den angehenden Bildhauer und Eisenplastiker Walter Linck kennenlernte und 1927 heiratete. Von 1921 bis 1923 studierte sie in München. In den Jahren 1924/25 zog sie gemeinsam mit Walter Linck nach Berlin. In den 1930er-Jahren folgten häufige und längere Aufenthalte in Paris. Ende 1930 mietete das Paar ein Atelier mit Wohnung in Wabern, 1941 ein Haus in Reichenbach bei Zollikofen in der Nähe von Bern. Hier gründete Margrit Linck im folgenden Jahr ihre eigene Töpferwerkstatt, die heute in dritter Generation unter dem Namen Linck Keramik von Annet Berger weitergeführt wird. Ab 1943 entwickelte Linck ihre Gefässe zu Skulpturen mit oft surrealem Einschlag weiter. Zwischen 1940 und 1980 entwarf sie mehrere Hundert Keramikobjekte – zunehmend gänzlich in Weiss. Mit dieser Gebrauchskeramik sicherte Linck der Familie ein festes Einkommen. Ihre Arbeiten waren ab 1933 auf zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland vertreten und finden sich in zahlreichen Sammlungen.

Quelle:

Kunstmuseum Bern (Hg.), Margrit und Walter Linck. Künstlerpaar – Künstlerfreunde, Bern 1994.
www.linck.ch/new/geschichte

Porträt Margrit Linck-Daepp
Abbildung: bernerdesignstiftung.ch / Fotografie: Schott & Schibig

Legenden

Gefäss-Skulptur, Gelber Vogel, 1948, Entwurf/Ausführung: Margrit Linck-Daepp
Abbildung: Museum für Gestaltung Zürich / ZHdK

Gefäss-Skulptur, Harlekin, 1947, Entwurf/Ausführung: Margrit Linck-Daepp
Abbildung: Museum für Gestaltung Zürich / ZHdK

Vase, Weiches Wesen, 1952, Entwurf/Ausführung: Margrit Linck-Daepp
Abbildung: Museum für Gestaltung Zürich / ZHdK

Vase, 1971, Entwurf/Ausführung: Margrit Linck-Daepp
Abbildung: Museum für Gestaltung Zürich / ZHdK

Zierschale, 1943, Entwurf/Ausführung: Margrit Linck-Daepp
Abbildung: Museum für Gestaltung Zürich / ZHdK