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Dekorationsstoff, (ohne Titel), 1906
Henry van de Velde
Dekorationsstoff, (ohne Titel),
Henry van de Velde,
*1077

Dekorationsstoff, (ohne Titel),
1906

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Museum für Gestaltung Zürich
Ausstellungsstrasse 60
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Museumsplan
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  • (ohne Titel) Henry van de Velde Dekorationsstoff
  • (ohne Titel) Henry van de Velde Dekorationsstoff
  • (ohne Titel) Henry van de Velde Dekorationsstoff
  • (ohne Titel) Henry van de Velde Dekorationsstoff
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Offenbar galt dieser mehrfarbig bedruckte Stoff dem einflussreichen Jugendstilkünstler Henry van de Velde (1863–1957) selbst als repräsentativ für sein textiles Schaffen, denn bereits 1912/13 zeigte er diesen auf der Wanderausstellung German Applied Arts in den USA. Ab 1900 hatte sich van de Velde der gesamten Wohnausstattung zugewandt, so auch den Raumtextilien, die mit den – ebenfalls von ihm gestalteten – Möbeln, Teppichen und Gegenständen korrespondieren sollten.

Im Unterschied zur eingewobenen Ornamentik wie sie in den Jacquardgeweben mit dem reizvollen Nebeneinander komplizierter Muster aus leicht erhabenen und flachen Passagen aufgebaut wird, sind bedruckte Stoffe wie dieser rein vom Entwurf und nicht so sehr vom Technischen her interessant. Der 1906 entworfene Dekorationsstoff ist ein bedruckter Kattun, ein vorgefertigtes, dichtes und glattes, leinwandbindiges Gewebe. Der in verschiedensten Farbvarianten ausgeführte Stoff wurde wahrscheinlich von der Hagener Textilindustrie AG hergestellt und entstand im Walzendruckverfahren. Die Musterung ist ein alternierendes Wechselspiel ornamentaler Kreismotive, das indonesische Einflüsse aufnimmt und von der Ästhetik javanischer Batiken, insbesondere dem Ceplok-Motiv, inspiriert ist. Van de Veldes reduzierte Ornamentik, sei sie aufgedruckt oder eingewebt, hob sich explizit von den vorherrschenden Pflanzenmotiven des zeitgenössischen Geschmacks ab. Der Gründer des Deutschen Werkbunds Hermann Muthesius bezeichnete den Belgier daher auch als den «Vater des gegenstandslosen Flächenmusters». Van de Velde propagierte die Kraft der Linie, die er den Wellenbewegungen des Meeres abgeschaut hatte und die ein formales Leitmotiv seines gestalterischen Ansatzes wurde. Die Wohntextilien zeigen dies in der symmetrischen Anlage der Motivik, der rhythmischen Gliederung und dem geschickten Farbwechsel. (Franziska Müller-Reissmann)

Dekorationsstoff, 1906
Entwurf: Henry van de Velde
Herstellung: vermutlich Hagener Textilindustrie AG, DE
Material/Technik: Baumwolle, bedruckt
23.5 × 13.5 cm
Eigentum: Museum für Gestaltung Zürich / ZHdK
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Literatur

Linda Tschöpe, Textilien, in: Thomas Föhl (Hg.), Leidenschaft, Funktion und Schönheit. Henry van de Velde und sein Beitrag zur europäischen Moderne, Ausst.-Kat. Neues Museum Weimar, Weimar 2013, S. 328–349.

Thomas Föhl/ Antje Neumann (Hg.), Henry van de Velde, Raumkunst und Kunsthandwerk. Ein Werkverzeichnis in sechs Bänden, Band II: Textilien, Weimar 2014.

Klaus-Jürgen Sempach/Birgit Schulte (Hg.), Henry van de Velde. Ein europäischer Künstler seiner Zeit, Köln 1992.

Legenden

Dekorationsstoff, 1906, Entwurf: Henry van de Velde
Abbildung: Museum für Gestaltung Zürich / ZHdK

Möbel- und Dekorationsstoff, Tula, 1902, Entwurf: Henry van de Velde
Abbildung: Museum für Gestaltung Zürich / ZHdK

Möbelbezugsstoff, 1911, Entwurf: Henry van de Velde
Abbildung: Museum für Gestaltung Zürich / ZHdK

Dekorationsstoff, um 1905, Entwurf: Henry van de Velde
Abbildung: Museum für Gestaltung Zürich / ZHdK

Wandteppich, Die Engelwache, 1892, Entwurf: Henry van de Velde
Abbildung: Museum für Gestaltung Zürich / ZHdK

Zeichnung, Studie mit mehreren geöffneten Passionsblüten, Knospen und einem Blatt, um 1895, Ausführung: Henry van de Velde
Abbildung: Museum für Gestaltung Zürich / ZHdK

Ausstellungstext
Henry van de Velde – Dekorationsstoffe

Im Sinne der Erneuerung des Alltags widmet sich Henry van de Velde (1863 – 1957) nach der Kleiderstoffproduktion ab 1900 der «künstlerischen Neubelebung des Möbelstoffmusters». Die gesteigerte Nachfrage nach diesen Wohntextilien lässt ihn bald Meterware mit rapportierenden Mustern entwerfen. Sowohl die Jacquardgewebe in Kunstseide als auch die bedruckten Leinen- und Baumwollstoffe zeichnen sich durch eine intensive Farbigkeit in rhythmischer Musterung aus. In verschiedenen Farbkombinationen entwirft van de Velde eine schwungvolle Ornamentik, die jede Entlehnung aus Flora und Fauna in starker Abstraktion umsetzt.