Joseph Müller-Brockmann steht mit seinem grafischen Werk und seinen theoretischen Schriften stellvertretend für den Swiss Style der Nachkriegszeit. Nach Abbruch der Grafikerlehre war er zunächst Hospitant an der Kunstgewerbeschule Zürich. Ab 1934 arbeitete er im eigenen Atelier als Grafiker und Illustrator und fand in der Schaufenstergestaltung ein wichtiges Betätigungsfeld. Nach Kriegsende gewannen Bühnenbild und Theaterplakat an Bedeutung. Anfang der 1950er-Jahre wandte er sich zunehmend von der Illustration ab und suchte nach einer sachlich-konstruktiven, universal verständlichen Sprache in der visuellen Kommunikation. Erste Plakataufträge erhielt Müller-Brockmann von der Zürcher Tonhalle, für die er bis 1972 Plakate gestaltete. 1952 gewann er einen vom Automobil Club der Schweiz (ACS) lancierten Wettbewerb mit seinem Plakat Schützt das Kind!, für das er mit dem Fotografen Ernst A. Heiniger zusammengearbeitet hatte. Internationale Anerkennung fand Müller-Brockmann durch sein Referat auf der International Design Conference in Aspen/Colorado. 1958 war er Mitbegründer der Zeitschrift Neue Grafik, die bis 1965 in 18 Nummern erschien. Ab den 1960er-Jahren war Müller-Brockmann als Berater und Gestalter des Corporate Designs für die Rosenthal-Porzellanwerke sowie für die Max Weishaupt GmbH tätig, von 1967 bis 1988 war er Designberater von IBM Europa. 1967 gründete er gemeinsam mit drei anderen Partner die Werbeagentur Müller-Brockmann + Co., die er jedoch von 1976 bis 1984 allein weiterführte. Unter anderem wirkte Müller-Brockmann in dieser Zeit als Berater und Gestalter für Olivetti, die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) und das Kunsthaus Zürich. Müller-Brockmann wurde mit zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland gewürdigt. Der Verleihung des Brunel Awards in den Jahren 1985, 1987 und 1994 folgten weitere internationale Auszeichnungen. (Andrea Eschbach)