Der Fotograf und Grafikdesigner Herbert Matter gilt als Begründer des modernen Fotoplakats in der Schweiz. Bereits Anfang der 1930er-Jahre integrierte er das Medium Fotografie überzeugend in die bis dahin rein zeichnerische Reklamegrafik. Herbert Matter studierte zunächst Malerei an der Ecole des Beaux-Arts in Genf, anschliessend besuchte er in Paris die Académie de lʼArt Moderne, wo Fernand Léger und Amédée Ozenfant zu seinen Lehrern gehörten. Von 1929 bis 1932 arbeitete Matter in Paris als selbstständiger Grafiker und Fotograf und war für das Grafik- und Fotostudio Deberny & Peignot tätig, wo er sich eine fototechnische Ausbildung erwarb. In Paris lernte er auch Adolphe M. Cassandre kennen, mit dem er mehrere Plakate gestaltete. 1932 kehrte Matter in die Schweiz zurück und sorgte mit seinen aufsehenerregenden grafischen Arbeiten für das Schweizer Verkehrsamt für eine gänzlich neue Ästhetik in der Tourismusbranche. Nach seiner Emigration in die USA 1936 arbeitete Matter in New York als Modefotograf für die Zeitschriften Vogue und Harper's Bazaar. 1939 gestaltete er das Innere des Schweizer Pavillons auf der New Yorker Weltausstellung: Eine monumentale dreidimensionale Fotomontage vermittelte das Bild einer dynamischen Schweiz. 1946 begann die zwanzigjährige Zusammenarbeit mit dem Möbelkonzern Knoll International, für den Matter das Logo mit dem grossen K gestaltete, zudem zahlreiche Kataloge und Werbeanzeigen. Matter entwarf für Unternehmen wie New Haven Railroad und Institutionen wie das Guggenheim Museum ganze Corporate-Identity-Programme. Daneben dokumentierte er als Fotograf auch das Werk von zahlreichen Künstlern, darunter Alexander Calder, Mark Rothko und Jackson Pollock. 1960 besuchte er Alberto Giacometti in dessen Atelier in Paris, in den darauffolgenden Jahren entstanden zahlreiche Fotografien zum Leben und Werk des Künstlers, die Matter später in einem Buch veröffentlichte. Auch im Filmmetier war Matter erfolgreich, so schuf er beispielsweise 1949 den Film Works of Calder. Matter unterrichtete zudem über zwanzig Jahre lang Fotografie und Grafik an der Yale University in New Haven und prägte damit eine ganze Generation von Studenten. (Andrea Eschbach)