Walter Herdeg studierte Grafik bei Ernst Keller an der Kunstgewerbeschule Zürich sowie bei Oskar H. W. Hadank an der Hochschule für Bildende Künste Berlin. Danach arbeitete er im Büro von Hadank, einem Pionier der Verpackungs- und Markengestaltung. Ab 1930 führte Herdeg sein eigenes Atelier in Zürich, das auf Firmensignets spezialisiert war. Bereits 1933 entwarf er das bis heute gültige Weltkugel-Emblem für die Zeitschrift Weltwoche. Von 1930 bis 1938 war Herdeg Grafiker des Kur- und Verkehrsvereins St. Moritz und entwickelte für dessen Direktor Dr. Walter Amstutz das Sonnensignet mit dem schrägen Handschriftzug «St. Moritz», das 1930 das langjährige St. Moritzer Ortssymbol – ein Schneehase mit aufrechterem Namenszug – ersetzte. In diesen Jahren schuf Herdeg ein ganzes Universum an Geschäftsdrucksachen und Werbemitteln, die um das neue Sonnenemblem und den Schriftzug kreisen und entwickelte damit das erste kohärente Erscheinungsbild eines Ferienkurorts. Das Team Amstutz und Herdeg gründete 1938 das Reklamebüro und den Verlag Amstutz & Herdeg mit Sitz in Zürich. 1944 lancierten sie die berühmte internationale Zeitschrift Graphis. Ihre Zusammenarbeit endete 1964 mit Amstutz’ Ausscheiden aus dem Verlag. In der Folge lancierte Herdeg weitere erfolgreiche Jahrbücher wie Photographis (1973) und Graphis Posters (1966) und erhielt zahlreiche Preise und Ehrungen. Den Umschlag von Graphis zu entwerfen, galt als grosse Ehre für Gestalter. In der Zeitschrift gab Herdeg führenden Gestaltern wie Pentagram, Chermayeff & Geismar, Herb Lubalin und Lou Dorfsman eine Plattform, präsentierte aber auch vielversprechende Newcomer. Das Museum für Gestaltung Zürich besitzt einen Teil des Archivs der Agentur Amstutz & Herdeg sowie des Graphis Verlags. (Andrea Eschbach)