René Burri gehört zu den international bedeutendsten Fotografen unserer Zeit. Nach seiner Ausbildung bei Hans Finsler und Alfred Willimann an der Zürcher Kunstgewerbeschule (1949–1953) knüpfte er 1955 erste Kontakte zur Agentur Magnum und begegnete erstmals dem Baumeister Le Corbusier, mit dessen Leben und Werk er sich in den Folgejahren intensiv beschäftigen sollte. Als Magnum-Korrespondent unternahm Burri unzählige Reisen an die Schauplätze des Weltgeschehens. Von der Suez-Krise um 1956 bis zum Massaker von Tienanmen von 1989 hielt er die historischen Ereignisse für Life, Look, Paris-Match, Epoca, The Sunday Times Magazine, The New York Times, Stern, Du usw. fest. Er interessierte sich aber auch für den Alltag der Menschen in Ländern wie Brasilien, China, Palästina, Vietnam und Deutschland. Seine Porträts einflussreicher Persönlichkeiten wie Winston Churchill, Ernesto Che Guevara, Muhammad Anwar as-Sadat, Le Corbusier, Pablo Picasso und Alberto Giacometti zählen zu den Bildikonen des 20. Jahrhunderts. 1959 veröffentlichte Burri in der Zeitschrift Du seinen Bildessay über das Leben der Gauchos in Lateinamerika. 1960 trat er mit einer aufsehenerregenden Reportage und einer Ausstellung über Die Deutschen an die Öffentlichkeit. 1963 folgte im Auftrag der Zeitschrift Look ein grosser Bildbericht über Kuba, für den er auch Fidel Castro und Che Guevara porträtierte. Im selben Jahr reiste Burri nach Washington, um die Trauerfeierlichkeiten für den ermordeten John F. Kennedy zu fotografieren. 1969 begann er eine langjährige Serie zum Thema moderne Architektur für das Daily Telegraph Magazine. 1978 fotografierte er für das Magazin Stern eine Reportage über Argentinien im Zeichen der Militärjunta. Zwei Jahre nachdem Burri zum Präsidenten von Magnum Paris gewählt wurde, zeigte das Kunsthaus Zürich 1984 die erste grosse Retrospektive Burris unter dem Titel One World. Dieser folgten weitere Ausstellungen sowie zahlreiche Auszeichnungen. Parallel zu seiner Arbeit in Schwarz-Weiss arbeitete Burri seit 1967 auch in Farbe und drehte Dokumentarfilme. Ihm ist es gelungen, sich jeder Einordnung in einen Stil oder eine Schule zu entziehen und seine eigene, unverwechselbare fotografische Handschrift zu entwickeln. (Andrea Eschbach, Barbara Junod)