Emil Ruder absolvierte eine Berufslehre als Schriftsetzer. 1938/39 verbrachte er einen Studienaufenthalt in Paris. Als Tagesschüler besuchte er 1941/42 an der Kunstgewerbeschule Zürich die Klassen für Schriftsatz und Buchdruck bei Alfred Willimann und Walter Käch. 1942 wurde Ruder selbst zum Lehrer an der Allgemeinen Gewerbeschule (AGS) Basel ernannt, 1947 zum Vorsteher der Abteilung kunstgewerbliche Lehrlinge berufen. Er initiierte in dieser Zeit die Tagesfachklassen für Buchdruck und für die Weiterbildung typografische Gestaltung. In den folgenden Jahren nahm Ruder führende Positionen beim Schweizerischen Werkbund (SWB) ein. 1956 war er in der Jury Die gute Form an der Mustermesse Basel vertreten, ab 1961 Mitglied der Eidgenössischen Kommission für angewandte Kunst. 1959 amtete Ruder als Schweizer Landesvertreter der Association Typographique Internationale (ATypI), drei Jahre später war er Mitbegründer des International Centre for the Typographic Arts (ICTA) in New York. Ruder war 1961 zudem als künstlerischer Berater der PTT-Wertzeichenabteilung tätig. 1965 wurde er zum Direktor der Allgemeinen Gewerbeschule und des Gewerbemuseums Basel gewählt, diese Positionen bekleidete er beide bis zu seinem Tod. Gemeinsam mit Armin Hofmann initiierte Ruder 1968 die Weiterbildungsklasse für Grafik an der Allgemeinen Gewerbeschule Basel. Aus seiner Kenntnis der typografischen Avantgarde der Vorkriegszeit und der seither weiter fortgeschrittenen Satz- und Drucktechnik entwickelte Ruder ein umfassendes und zusammenhängendes Vokabular der modernen Typografie, mit dem er massgeblich zum weltweiten Ruf der Schweizer Typografie beitrug. 1967 fasste er sein Wissen in der Publikation Typographie. Ein Gestaltungslehrbuch zusammen. Durch die fruchtbare Verbindung von Theorie und Praxis gilt Ruder als einer der einflussreichsten Vermittler von Typografie im 20. Jahrhundert. (Andrea Eschbach)