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Zeitschrift, Typographische Monatsblätter 12, 1977
Hans-Rudolf Lutz
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Hans-Rudolf Lutz,
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1977
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Museum für Gestaltung Zürich
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Mit seiner Umschlagserie der Typografischen Monatsblätter von 1977 wies Hans-Rudolf Lutz (1939–1998) auf die manipulative Kraft der Gestaltung hin. Von den zehn Umschlägen, die er als plagiierte Zeitschriftentitel konzipierte, zeigt das Playboy-Plagiat einen besonders starken Verfremdungseffekt.
Der gelernte Schriftsetzer Hans-Rudolf Lutz unterrichtete bereits seit 13 Jahren Typografie, als 1977 seine Umschlagserie der Typografischen Monatsblätter TM in Gestalt plagiierter Zeitschriftentitel erschien. Schon 1965 hatte er eine erste TM-Umschlagserie gestaltet, doch damals experimentierte er noch mit Titelüberdrucken in Bleisatz. Die Serie von 1977 war etwas ganz Neues, basierte auf konzeptionellen Überlegungen. Wie sein Kollege Wolfgang Weingart, dessen expressive TM-Umschläge von 1973 er lobte, weil sie den Titeltext verständlicher machten, wollte auch Lutz der Leserschaft eine visuelle Erkenntnis vermitteln: nämlich, dass der grafische Auftritt einer Zeitschrift immer mitgelesen wird und deshalb eine Information ist, mit der man die Rezeption steuern kann. Die letzte Nummer der Umschlagserie von 1977, die das Männermagazin Playboy plagiiert, macht das sehr deutlich. Ihre visuellen Merkmale – Girl mit Playboy-Hase in Blauton sowie fette rote Serifenschrift in Versalien – wird zuerst rezipiert, bevor man den seriösen Textinhalt liest. Wäre ein Playboy-Käufer am Kiosk dieser TM-Nummer auf den Leim gegangen, dann hätte er reklamiert. Die Gestaltung hat also ein manipulatives Potenzial, das zum Bedauern von Lutz vor allem von Werbe- und Verkaufspsychologen ausgenutzt wurde. Lutz wollte seine Berufskollegen mittels visueller Verfremdung hierfür sensiblisieren. Zudem stellte er in jedem Heft von 1977 Konzept und Erfolgsgeschichte der jeweils plagiierten Zeitschrift vor. (Barbara Junod)
Zeitschrift, Typographische Monatsblätter 12, 1977 (Plagiat des Magazins Playboy)
Umschlaggestaltung: Hans-Rudolf Lutz
Herausgabe: Schweizerischer Typographenbund, Bern, CH
Druckerei: Zollikofer & Co. AG, St.Gallen, CH
Redaktion: Rudolf Hostettler
Material/Technik: Papier, Offsetdruck
29.7 × 22.8 cm
Eigentum: Museum für Gestaltung Zürich / ZHdK
Barbara Junod, «Untersuchung und Experiment: Hans-Rudolf Lutz und Wolfgang Weingart», in: Museum für Gestaltung (Hg.), 100 Jahre Schweizer Grafik, Zürich 2014, S. 74–79.
Hans-Rudolf Lutz, «Gestaltung ist auch eine Information: oder der Schweizer Kiosk. Zur Umschlaggestaltung der TM», in: Typografische Monatsblätter 1 (1977), S. 37–48.
Hans-Rudolf Lutz, «Gestaltung ist auch eine Information: oder Typografie am Schweizer Kiosk. Zur Umschlaggestaltung der TM», in: Typografische Monatsblätter 12 (1977), S. 697–706.
Hans-Rudolf Lutz, Ausbildung in typografischer Gestaltung, Zürich 1986, S. 74–87.
Hans-Rudolf Lutz
Hans-Rudolf Lutz
*1939 in Zürich
†1998 in Zürich
Hans-Rudolf Lutz absolvierte von 1955 bis 1959 eine Lehre als Schriftsetzer in der Druckerei Orell Füssli. Danach arbeitete er beim Typografen Arthur Kümin und später in der Druckerei Anton Schöb. 1961 verliess Lutz die Schweiz, um durch Europa und Nordafrika zu reisen. Nach seiner Rückkehr besuchte er 1963 an der Schule für Gestaltung Basel einen einjährigen Kurs für typografische Gestaltung bei Emil Ruder und Robert Büchler. Von 1964 bis 1966 arbeitete Lutz im Studio von Albert Hollenstein in Paris, wo er als Leiter der Gruppe «expression typographique» die typografischen Möglichkeiten des damals neuen Fotosatzes auslotete und den Handwerkern die gestalterischen Grundlagen in Abendkursen vermittelte. Ab 1966 führte Lutz ein eigenes Atelier in Zürich. Im selben Jahr gründete er den Hans-Rudolf Lutz Verlag und nahm eine Stelle als Fachlehrer für Schriftsatz an der Schule für Gestaltung Zürich an, wo er mit kurzer Unterbrechung über dreissig Jahre lang unterrichtete. Lutz beteiligte sich zudem ab 1971 am Aufbau der F + F-Schule für experimentelle Gestaltung in Zürich. Sein Hauptsitz als Lehrer für Typografie und interdisziplinäre Gestaltung lag jedoch ab 1968 bis zu seinem Tod in Luzern. 1977 konzipierte Lutz für die Typografischen Monatsblätter eine Serie plagiierter Zeitschriftentitel, mit denen er zeigte, dass der visuelle Auftritt immer «mitgelesen» wird – eine Erkenntnis, die er auch seinen Studenten in der Schweiz, in Edmonton (CA), Columbus/Ohio und Providence/Rhode Island (USA) sowie in Bremen (DE) mit auf den Weg gab. Von 1967 bis 1980 gestaltete Lutz die Bücher des Instituts für Geschichte und Theorie der Architektur (gta) an der ETH Zürich sowie zahlreiche Kunst- und Politbücher im Eigenverlag. In den 1980er- und 1990er-Jahren machte er sich zudem als Herausgeber und Autor von Lehr- und Bilderbüchern einen Namen. Ausbildung in typografischer Gestaltung (1987), Die Hieroglyphen von heute (1990) und Typoundso (1996) gehören zu den wichtigsten. Daneben trat Lutz auch als visueller DJ der Musikgruppe UnknownmiX auf. (Andrea Eschbach)
Quelle:
Hans-Rudolf Lutz, Ausbildung in typografischer Gestaltung, Zürich 1987.
Hans-Rudolf Lutz, Typoundso, Zürich 1996.
Friedrich Friedl, Nicolaus Ott, Bernard Stein, Typography, Köln 1998.
Barbara Junod, «Untersuchung und Experiment: Hans Rudolf-Lutz und Wolfgang Weingart», in: Museum für Gestaltung Zürich (Hg.), 100 Jahre Schweizer Grafik, Zürich 2014.
http://lutz-verlag.ch/about/
www.eyemagazine.com/feature/article/reputations-hans-rudolf-lutz.
http://de.wikipedia.org/wiki/Hans-Rudolf_Lutz
http://www.definitiv-zuerich.ch/bands/-/id/62/b/unknownmix
Porträt Hans-Rudolf Lutz
Abbildung: lutz-verlag.ch / Fotografie: unbekannt
Zeitschriftenumschlag, Typographische Monatsblätter 12, 1977 (Plagiat des Magazins Playboy) Gestaltung: Hans-Rudolf Lutz
Abbildung: Museum für Gestaltung Zürich / ZHdK
Zeitschriftenumschlag, Typographische Monatsblätter 1, 1977 (Plagiat der Schweizer Illustrierten), Gestaltung: Hans-Rudolf Lutz
Abbildung: Museum für Gestaltung Zürich / ZHdK
Zeitschriftenumschlag, Typographische Monatsblätter 2, 1977 (Plagiat des Tages-Anzeiger Magazins), Gestaltung: Hans-Rudolf Lutz
Abbildung: Museum für Gestaltung Zürich / ZHdK
Zeitschriftenumschlag, Typographische Monatsblätter 5, 1977 (Plagiat des Comic-Hefts Fix und Foxi), Gestaltung: Hans-Rudolf Lutz
Abbildung: Museum für Gestaltung Zürich / ZHdK
Zeitschriftenumschlag, Typographische Monatsblätter 8/9, 1977 (Plagiat des Kulturmagazins Du), Gestaltung: Hans-Rudolf Lutz
Abbildung: Museum für Gestaltung Zürich / ZHdK
Zeitschrift, Typographische Monatsblätter 10, 1977 (Plagiat der Glücks Post), Gestaltung: Hans-Rudolf Lutz
Abbildung: Museum für Gestaltung Zürich / ZHdK
Hans-Rudolf Lutz – Umschläge
1977 erscheinen die Typografischen Monatsblätter in einer ungewöhnlichen Aufmachung. Das erste Heft gleicht der Schweizer Illustrierten, das zweite dem Magazin des Tages-Anzeigers, das fünfte dem Comicheft Fix und Foxi und das letzte dem Playboy. Insgesamt zehn Umschläge der seriösen Fachzeitschrift hat der Gestalter Hans-Rudolf Lutz (1939 − 1998) in plagiierte Zeitschriftentitel verwandelt. Er zeigt damit, dass der visuelle Auftritt immer mitgelesen wird und also manipulative Information ist.