Hans-Rudolf Lutz absolvierte von 1955 bis 1959 eine Lehre als Schriftsetzer in der Druckerei Orell Füssli. Danach arbeitete er beim Typografen Arthur Kümin und später in der Druckerei Anton Schöb. 1961 verliess Lutz die Schweiz, um durch Europa und Nordafrika zu reisen. Nach seiner Rückkehr besuchte er 1963 an der Schule für Gestaltung Basel einen einjährigen Kurs für typografische Gestaltung bei Emil Ruder und Robert Büchler. Von 1964 bis 1966 arbeitete Lutz im Studio von Albert Hollenstein in Paris, wo er als Leiter der Gruppe «expression typographique» die typografischen Möglichkeiten des damals neuen Fotosatzes auslotete und den Handwerkern die gestalterischen Grundlagen in Abendkursen vermittelte. Ab 1966 führte Lutz ein eigenes Atelier in Zürich. Im selben Jahr gründete er den Hans-Rudolf Lutz Verlag und nahm eine Stelle als Fachlehrer für Schriftsatz an der Schule für Gestaltung Zürich an, wo er mit kurzer Unterbrechung über dreissig Jahre lang unterrichtete. Lutz beteiligte sich zudem ab 1971 am Aufbau der F + F-Schule für experimentelle Gestaltung in Zürich. Sein Hauptsitz als Lehrer für Typografie und interdisziplinäre Gestaltung lag jedoch ab 1968 bis zu seinem Tod in Luzern. 1977 konzipierte Lutz für die Typografischen Monatsblätter eine Serie plagiierter Zeitschriftentitel, mit denen er zeigte, dass der visuelle Auftritt immer «mitgelesen» wird – eine Erkenntnis, die er auch seinen Studenten in der Schweiz, in Edmonton (CA), Columbus/Ohio und Providence/Rhode Island (USA) sowie in Bremen (DE) mit auf den Weg gab. Von 1967 bis 1980 gestaltete Lutz die Bücher des Instituts für Geschichte und Theorie der Architektur (gta) an der ETH Zürich sowie zahlreiche Kunst- und Politbücher im Eigenverlag. In den 1980er- und 1990er-Jahren machte er sich zudem als Herausgeber und Autor von Lehr- und Bilderbüchern einen Namen. Ausbildung in typografischer Gestaltung (1987), Die Hieroglyphen von heute (1990) und Typoundso (1996) gehören zu den wichtigsten. Daneben trat Lutz auch als visueller DJ der Musikgruppe UnknownmiX auf. (Andrea Eschbach)